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ALFA ROMEO GIULIA SPRINT GTA - DURCH LEICHTBAU ZUM SERIENSIEGER
In den 1960er Jahren orientiert sich Alfa Romeo im Motorsport neu. Nach zwei gewonnenen Formel-1-Weltmeisterschaften - 1950 durch Giuseppe „Nino" Farina, 1951 durch Juan Manuel Fangio - sind nun Tourenwagen-Rennen ein wichtiges Betätigungsfeld. Alfa Romeo ist mit dem Modell Giulia TI Super in der Klasse bis 1.600 Kubikzentimeter Hubraum sehr erfolgreich. Doch dies ändert sich, als das Ford-Werksteam mit dem Lotus Cortina erstmals die Freiheiten des Reglements voll ausnutzt. In Sachen Motorleistung kann Alfa Romeo zwar mithalten, jedoch ist der Cortina über 100 Kilogramm und damit mehr als zehn Prozent leichter. Bei knapp 150 PS Motorleistung war dies ein erheblicher Vorteil. Autodelta, die Motorsportabteilung von Alfa Romeo, arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits an einem Gegenmittel. Aus der zur Verfügung stehenden Modellpalette bot sich der Ende 1963 präsentierte Sprint GT an, der aufgrund seiner gelungenen Kombination aus Formgebung und Fahreigenschaften die volle Bewunderung von Fachwelt und Publikum genoss. Dennoch, er war nur wenig leichter als die Giulia und damit für ein Siegerauto zu schwer.
Alfa Romeo besann sich auf frühere Erfolge mit der Giulietta Sprint Veloce Alleggerita aus dem Jahr 1956 zurück und übertrug dieses Leichtbau-Rezept auf den Sprint GT. Um das Gewicht diesmal noch stärker zu senken, wurde tief in die Karosseriestruktur eingegriffen. Die komplette Außenhaut, mit Ausnahme der Außenschweller, bestand aus einer speziellen Aluminiumlegierung, welche mit einer Unmenge an Blindnieten am weitestgehend unverändert vom Sprint GT übernommenen Stahlchassis befestigt wurde. Am deutlichsten waren diese Nietverbindungen in den Regenrinnen des Daches zu sehen. Die Speziallegierung bestehend aus Aluminium, Magnesium, Mangan und Zink wurde in der hauseigenen Abteilung „Servizio Esperienze Carpenteria" entwickelt und nannte sich Peraluman 25. Auch die Außenhäute der Türen und der Fronthaube, der komplette Heckdeckel, das Luftleitblech, das Armaturenbrettauflageblech, die Trennwand zum Kofferraum, die Reserveradwanne, das Heckinnenblech und die Kennzeichenleuchtenhalterung waren aus jener Leichtmetalllegierung. Mit der ebenfalls leichteren Innenausstattung kam das Fahrzeug auf das unglaubliche Gewicht von nur 745 kg ohne Benzin und damit zu einer Ersparnis von 205 kg gegenüber dem Sprint GT.
Die „GTA“ getaufte Version des Sprint hatte sich das „A“ stehend für „Alleggerita“ - zu Deutsch „erleichtert“ - redlich verdient. Erhältlich war der GTA ausschließlich in den Farben Rosso Alfa AR501 und Biancospino ARO13. Die komplette Innenausstattung war in dunkelgrauem Kunstleder gehalten. Es wurden sehr leichte Schalensitze verbaut und die Geräuschdämmung wurde auf ein Minimum reduziert. Die Kurbelfenster in den Türen und die hinteren Seitenfenster waren aus Perspex und die Fensterhebermechanismen aus Aluminium gefertigt, während das filigrane Holzlenkrad dem eher solide wirkenden Innenraum ein sportliches Aussehen gab.
Als am Februar 1965 der Giulia Sprint GTA auf dem Autosalon von Amsterdam der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ahnte wohl kaum jemand, dass dieses unscheinbare Auto, zwischen einer Giulia SS und dem Ausgangsmodell Sprint GT stehend, den Tourenwagensport in den kommenden Jahren dominieren sollte. In Deutschland kostete der gezähmte Renntourenwagen 21.500 Mark, etwa so viel wie ein Porsche 911.
Äußerlich fielen auf den ersten Blick lediglich die Kleeblatt-Aufkleber auf den vorderen Kotflügeln und am Heckblech auf, doch bei näherer Betrachtung ließen sich auch der einfache Kühlergrill, die minimalistischen Alu-Schlaufen als Türgriffe und die Campagnolo-Leichtmetallräder erkennen. Der große Unterschied, der den GTA zum Rennwagen machte, war der konsequente Leichtbau und dagegen kaum von außen ersichtlich.
Angetrieben wurde der GTA durch den aus dem Entwicklungsprogramm des GT-Rennwagens TZ2 stammenden 1570-ccm-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, zwei 45er Weber-Doppelvergasern und Zylinderkopf mit Doppelzündung. Diese Zündtechnik aus dem Motorsport wurde beim GTA zu ersten Mal in einem relativ kleinen Motor eines Straßenwagens genutzt. Der Block bestand aus Aluminium, während Ölwanne, Motorstirnwanddeckel, Ventildeckel, Getriebeglocke und hinterer Getriebedeckel aus der Magnesium-Legierung Elektron gegossen werden.
Der GTA war ein echter Rennwagen und Alfa Romeo hatte bei der Entwicklung selbst auf kleinste Details geachtet, insgesamt waren laut des Ersatzteilkatalogs von 1965 allein 357 Teile verbaut oder erhältlich, die speziell für den GTA entwickelt und produziert worden waren. Die Nennleistung des Serien-GTA betrug 115 PS bei 6000 U/min. Die Höchstgeschwindigkeit lag nun bei 185 km/h, nur 5 km/h über der des Sprint GT, allerdings wurden Beschleunigung und Fahrverhalten durch das sehr geringere Eigengewicht erheblich verbessert.
Alfa Romeo richtete von nun an alle Aufmerksamkeit auf den werbewirksamen Tourenwagen-Europapokal, lediglich der TZ2 wurde noch weiterentwickelt. Dem Giulia Sprint GTA gehörte die Zukunft, denn er war die passende Antwort auf die vielen Siege von Ford mit dem Lotus Cortina. Insgesamt entstanden in fünfjähriger Bauzeit lediglich 493 Exemplare des Giulia Sprint GTA 1600.
Dieser Alfa Romeo GTA
Der Alfa Romeo GTA, den wir zum Verkauf anbieten - Chassis 613667 - wurde erstmals am 16. Oktober 1965 an Paolo Berselli aus Bologna/Italien ausgeliefert. Er ließ den Wagen mit der Nummer BO252993 zu und behielt ihn ein Jahr lang, bevor er ihn Ende 1966 an Roberto Bachera aus Florenz verkaufte. Die Zulassung änderte sich auf FI347371 und Bachera nahm mit dem GTA 1967 an drei Rennen teil: Pieve Santo Stefano - Passo dello Spino, Coppa Citta di Volterra und Salita Fornaci di Barga. Nach zwei weiteren Besitzerwechseln innerhalb von Florenz wurde der GTA im Juli 1968 abgemeldet. Gemäß dem Alleggerita-Register kam der Wagen interessanterweise zu diesem Zeitpunkt zu Autodelta, um für weitere Rennen vorbereitet zu werden. Im Jahr 1977 kam der GTA in den Besitz von Arthur Eickenberg aus Hilden/Deutschland.
Im Jahr 2019 wurde er von der Alleggerita Collection erworben und anschließend von Grund auf neu aufgebaut. Die Tatsache, dass der GTA ursprünglich 1968 von Autodelta vorbereitet worden war, löste einen Aufbau auf die letzte Entwicklungsstufe des 1600er GTA aus, die in der Saison 68/69 erreicht wurde: Mit einem Homologationsgewicht von 740 kg (und damit der leichteste GTA) und einer Motorleistung von bis zu 200 PS leisteten diese GTAs ein letztes Mal erfolgreich Widerstand gegen die Ford Escorts. Das neu erworbene Fahrzeug wurde von Formula GT nach allen Regeln der Kunst präpariert. Ein besondere Herausforderung stellte hier der von einer Spica-Einspritzpumpe befeuerte Schmalkopfmotor dar, der von Formula GT für dieses Fahrzeug erfolgreich (ca 200 PS bei 8,500 Umdrehungen mit einem für einen 1600er-Motor überraschenden Drehmoment) entwickelt wurde. Optisch ist das Fahrzeug mit den (hinten genieteten) Verbreiterungen besonders reizvoll. Alle Komponenten wurden mit viel Liebe zum Detail überarbeitet, wobei stets darauf geachtet wurde, überall unnötiges Gewicht einzusparen. Das Ergebnis ist ein höchst überzeugender und potenter GTA 1600, der auf der Rennstrecke eine unglaubliche Freude bereitet.