1965 Alfa Romeo GTA 1600

Ein auf allerhöchstem Niveau vorbereiteter GTA mit Renngeschichte

 

Alfa Romeo Giulia Sprint GTA - durch Leichtbau zum Seriensieger

In den 1960er Jahren orientiert sich Alfa Romeo im Motorsport neu. Nach zwei gewonnenen Formel-1-Weltmeisterschaften - 1950 durch Giuseppe „Nino" Farina, 1951 durch Juan Manuel Fangio - sind nun Tourenwagen-Rennen ein wichtiges Betätigungsfeld. Alfa Romeo ist mit dem Modell Giulia TI Super in der Klasse bis 1.600 Kubikzentimeter Hubraum sehr erfolgreich. Doch dies ändert sich, als das Ford-Werksteam mit dem Lotus Cortina erstmals die Freiheiten des Reglements voll ausnutzt. In Sachen Motorleistung kann Alfa Romeo zwar mithalten, jedoch ist der Cortina über 100 Kilogramm und damit mehr als zehn Prozent leichter. Bei knapp 150 PS Motorleistung war dies ein erheblicher Vorteil. Autodelta, die Motorsportabteilung von Alfa Romeo, arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits an einem Gegenmittel. Aus der zur Verfügung stehenden Modellpalette bot sich der Ende 1963 präsentierte Sprint GT an, der aufgrund seiner gelungenen Kombination aus Formgebung und Fahreigenschaften die volle Bewunderung von Fachwelt und Publikum genoss. Dennoch, er war nur wenig leichter als die Giulia und damit für ein Siegerauto zu schwer. 

Alfa Romeo besann sich auf frühere Erfolge mit der Giulietta Sprint Veloce Alleggerita aus dem Jahr 1956 zurück und übertrug dieses Leichtbau-Rezept auf den Sprint GT. Um das Gewicht diesmal noch stärker zu senken, wurde tief in die Karosseriestruktur eingegriffen. Die komplette Außenhaut, mit Ausnahme der Außenschweller, bestand aus einer speziellen Aluminiumlegierung, welche mit einer Unmenge an Blindnieten am weitestgehend unverändert vom Sprint GT übernommenen Stahlchassis befestigt wurde. Am deutlichsten waren diese Nietverbindungen in den Regenrinnen des Daches zu sehen. Die Speziallegierung bestehend aus Aluminium, Magnesium, Mangan und Zink wurde in der hauseigenen Abteilung „Servizio Esperienze Carpenteria" entwickelt und nannte sich Peraluman 25. Auch die Außenhäute der Türen und der Fronthaube, der komplette Heckdeckel, das Luftleitblech, das Armaturenbrettauflageblech, die Trennwand zum Kofferraum, die Reserveradwanne, das Heckinnenblech und die Kennzeichenleuchtenhalterung waren aus jener Leichtmetalllegierung. Mit der ebenfalls leichteren Innenausstattung kam das Fahrzeug auf das unglaubliche Gewicht von nur 745 kg ohne Benzin und damit zu einer Ersparnis von 205 kg gegenüber dem Sprint GT.

Die „GTA“ getaufte Version des Sprint hatte sich das „A“ stehend für „Alleggerita“ - zu Deutsch „erleichtert“ - redlich verdient. Erhältlich war der GTA ausschließlich in den Farben Rosso Alfa AR501 und Biancospino ARO13. Die komplette Innenausstattung war in dunkelgrauem Kunstleder gehalten. Es wurden sehr leichte Schalensitze verbaut und die Geräuschdämmung wurde auf ein Minimum reduziert. Die Kurbelfenster in den Türen und die hinteren Seitenfenster waren aus Perspex und die Fensterhebermechanismen aus Aluminium gefertigt, während das filigrane Holzlenkrad dem eher solide wirkenden Innenraum ein sportliches Aussehen gab.

Als am Februar 1965 der Giulia Sprint GTA auf dem Autosalon von Amsterdam der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ahnte wohl kaum jemand, dass dieses unscheinbare Auto, zwischen einer Giulia SS und dem Ausgangsmodell Sprint GT stehend, den Tourenwagensport in den kommenden Jahren dominieren sollte. In Deutschland kostete der gezähmte Renntourenwagen 21.500 Mark, etwa so viel wie ein Porsche 911.

Äußerlich fielen auf den ersten Blick lediglich die Kleeblatt-Aufkleber auf den vorderen Kotflügeln und am Heckblech auf, doch bei näherer Betrachtung ließen sich auch der einfache Kühlergrill, die minimalistischen Alu-Schlaufen als Türgriffe und die Campagnolo-Leichtmetallräder erkennen. Der große Unterschied, der den GTA zum Rennwagen machte, war der konsequente Leichtbau und dagegen kaum von außen ersichtlich.

Angetrieben wurde der GTA durch den aus dem Entwicklungsprogramm des GT-Rennwagens TZ2 stammenden 1570-ccm-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, zwei 45er Weber-Doppelvergasern und Zylinderkopf mit Doppelzündung. Diese Zündtechnik aus dem Motorsport wurde beim GTA zu ersten Mal in einem relativ kleinen Motor eines Straßenwagens genutzt. Der Block bestand aus Aluminium, während Ölwanne, Motorstirnwanddeckel, Ventildeckel, Getriebeglocke und hinterer Getriebedeckel aus der Magnesium-Legierung Elektron gegossen werden. 

Der GTA war ein echter Rennwagen und Alfa Romeo hatte bei der Entwicklung selbst auf kleinste Details geachtet, insgesamt waren laut des Ersatzteilkatalogs von 1965 allein 357 Teile verbaut oder erhältlich, die speziell für den GTA entwickelt und produziert worden waren. Die Nennleistung des Serien-GTA betrug 115 PS bei 6000 U/min. Die Höchstgeschwindigkeit lag nun bei 185 km/h, nur 5 km/h über der des Sprint GT, allerdings wurden Beschleunigung und Fahrverhalten durch das sehr geringere Eigengewicht erheblich verbessert.

Alfa Romeo richtete von nun an alle Aufmerksamkeit auf den werbewirksamen Tourenwagen-Europapokal, lediglich der TZ2 wurde noch weiterentwickelt. Dem Giulia Sprint GTA gehörte die Zukunft, denn er war die passende Antwort auf die vielen Siege von Ford mit dem Lotus Cortina. Insgesamt entstanden in fünfjähriger Bauzeit lediglich 493 Exemplare des Giulia Sprint GTA 1600.

 

Der Giulia Sprint GTA *613420

Der hier angebotene GTA 1600 mit der Chassisnummer 613420 wurde laut historischem Archiv von Alfa Romeo am 7. Juni 1965 in der Farbe rot komplettiert und erst am 8. April 1966 an den Erstbesitzer Giuseppe Ferraro aus Verona verkauft, der das Auto umgehend mit der Nummer „VR154311“ zuließ. Am 15. September verkaufte Ferraro den GTA, der sich nach wie vor in Stradale Konfiguration befand, an den zweiten Besitzer Paolo Vanotti aus Padua, wodurch sich die Zulassung auf „PD167931“ änderte. Vanotti ließ den GTA durch Autodelta für den Rennsport vorbereiten und nahm mit dem Wagen bis zum Jahr 1970 an zahlreichen italienischen Rennen teil. Dabei gelang ihm ein Sieg bei der Meisterschaft des Triveneto in 1969. Sämtliche Rennen sind mit wunderbaren historischen Fotos belegt, welche dem Dossier in digitaler Form und als Prints beiliegen.
Im März 1971 bot Vanotti den Wagen aufgrund der Einstellung seiner Rennaktivitäten in der Zeitschrift Autosprint gegen Höchstgebot an. Zu einem Verkauf kam es jedoch erst am 11. September 1974, als der GTA in den Besitz von Roberto Zanoni kam, der das Auto auf breite Radhäuser umbauen ließ und im Folgejahr an einigen Rennen teilnahm. Zanoni verkaufte den GTA am 28. November 1983 an Dr. Ettore Delle Carri, einen Freund von Ing. Chiti, der den Wagen bei dessen Firma Autodelta überholen und auf die schmale Originalspezifikation zurückbauen ließ. In den folgenden Jahren nahm Delle Carri an vereinzelten Oldtimer-Veranstaltungen teil. Am 22. November 1990 wechselte der Alfa in den gemeinsamen Besitz von Renato Della Valle, einem ehemaligen Offshore-Boot Rennfahrer, und Luca Grandori, dem Leiter der Zeitschrift Autocapital und Gründer des Club Italia. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich die Zulassung auf „MI8A1600“. Genau elf Jahre später, am 22.11.2001, wurde der GTA an den Ferrari-Sammler Giuseppe Zannoni aus Modena veräußert, der das Auto kurz darauf, am 11. Juni 2002, an Giuseppe Tomasetti aus Parma weiterverkaufte. Letzterer war ein aktiver Gentleman Driver im historischen Motorsport, unter anderem mit seinem Maserati 150S. Den Alfa setzte er unter Betreuung der Firma GPS von Tommaso Gelmini  bei der Modena Cento Ore 2005 und 2006 ein. Der letzte Besitzerwechsel innerhalb Italiens fand am 13. April 2007 statt, als der GTA von Massimiliano Bettati aus Reggio Emilia erworben wurde. Bettati ließ zahlreiche Arbeiten an dem Wagen durchführen, die allesamt dokumentiert sind, und setzte den GTA bei Veranstaltungen wie der Cento Ore, Vernasca Silver Flag und Coppa Intereuropa ein. Am 22. Mai 2018 wurde der Alfa Romeo schließlich an den heutigen Besitzer verkauft, einen erfahrenen Alfa Romeo Sammler aus der Schweiz. 

In den folgenden Jahren wurde das Fahrzeug mit absoluter Kompromisslosigkeit und ohne jegliche Rücksicht auf Kosten neu aufgebaut, um es so leistungsfähig und leicht zu machen wie möglich. Das Projekt wurde federführend durch Carlo Rosponi von Formula GT in München betreut. Zunächst wurde der GTA vollständig bis auf die blanke Rohkarosse zerlegt. Die Karosserie wurde bei Carrozzeria 2000 überarbeitet und neu lackiert. Parallel wurde die gesamte Technik überholt und auf den leistungsfähigsten Stand der Formula GT gebracht (Motor 172 PS). Das Ziel war bei dem gesamten Aufbau, statt Reproteilen möglichst viele Originalteile zu verwenden und diese so leicht und schön zu machen wie möglich. Jedes kleinste Teil wurde geprüft, verbessert/überarbeitet/wenn nötig mit modernen Materialien optimiert und erleichtert. Originalteile wie Pedalerie, Scheibenwischmechanik, Lenkung mit allen Komponenten, Ansaugbrücke, Türmechanik, Getriebeaufhängung, Fahrwerksteile sowie Hinterachse und Haltebleche wurden in liebevoller Handarbeit erleichtert, geschliffen und veredelt (pulverbeschichtet, verzinkt, vernickelt). Schrauben wurden hohlgebohrt und handbearbeitete Leichtbaumuttern wurden verwendet. Die gesamte Verkabelung wurde von Grund auf neu entwickelt und auf Ausfallsicherheit, Schlichtheit und Leichtigkeit optimiert (jedes einzelne Kabel wurde dabei beschriftet, was die Fehlersuche im Falle eines Problems enorm erleichtert). Nach Abschluss der mehrjährigen Optimierung steht der GTA heute mit Dunlop Reifen bei einem Gewicht von 741 KG „ready to race“: d.h. 6,5l Motoröl, kein Benzin außer in den Vergasern (Auto startet), 8l Kühlwasser, Feuerlöscher montiert. Die Leistungsfähigkeit des Wagens wurde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als der Eigentümer zusammen mit Peter Praller von der Formula GT im April 2022 den Klassensieg bei der Peter Auto Sixties’ Endurance in Mugello davontragen konnte.

Sämtliche Arbeiten sind durch Rechnungen und hunderte Fotos belegt. Des Weiteren enthält das Dossier 60 wunderbare großformatige Rennbilder der 613420 aus den 60er Jahren, mehrere alte FIA Pässe, das „Certificato di Origine“ von Alfa, Kopien alter Zulassungen sowie einen Auszug aus dem Alleggerita Buch. Das Fahrzeug hat Schweizer Papiere mit Veteranenzulassung.

Der GTA präsentiert sich heute in wunderbarem, rennfertigem Zustand mit frischen FIA Papieren und ist bereit, weitere Siege auf dem höchsten Niveau des historischen Motorsports davonzutragen.

 

 

Spezifikationen

  • Wunderbar dokumentierte italienische Renngeschichte
  • Durchgehende Besitzhistorie
  • ohne Rücksicht auf Kosten ab Rohkarosse neu aufgebaut
  • konsequenter Leichtbau mit immensem Aufwand und sehr schönen Details
  • nur 741 kg "ready-to-race"
  • Siegfähiges Auto mit allen technischen Raffinessen
  • Frische FIA Papiere
  • Schweizer Veteranen Zulassung
  • Verkauft
verkauft